Wissenswertes

Wörtlich heißt Taekwon-Do:

  • Tae = alle Fußtechniken;
  • Kwon = alle Handtechniken;
  • Do = der Weg, die Kunst, die Lehre.

Die Übersetzung „Do“ ins Deutsche ist schwierig und wird seiner wahren Bedeutung nicht ganz gerecht. Es ist ein asiatischer Begriff der im Zen-Buddhismus anzusiedeln und für viele Anfänger nur schwer nachzuvollziehen ist.

Anfänger die zum Taekwon-Do kommen, wollen meistens nur „Tae“ und „Kwon“ lernen. Das „Do“ erkennen sie viel später mit großer Geduld und Selbsterkenntnis.

Ein TKD – Sportler der lange, regelmäßig und richtig trainiert fühlt sich wohl und stark. Dieses sich stark fühlen muss auch geistig verinnerlicht werden und eine positive Lebenseinstellung hervorrufen. „Do“ ist also der Lebensweg, geprägt durch Höflichkeit, Disziplin, Gerechtigkeit, Ausdauer, Selbstkontrolle, Mut und Geduld.

Wird ein Anfänger gefragt, warum er Taekwon-Do ausübt, so antwortet er spontan zur Fitness oder Selbstverteidigung oder nur so zum Spaß. Er denkt also nur an sich selbst. Fragt man den gleichen Sportler nach einigen Jahren hartes und diszipliniertes Training, so ist eine innere Wandlung in ihm vorgegangen. Er ist nun bereits ein fortgeschrittener TKD-Sportler oder sogar schon Meister dieser Sportart. Zu erkennen ist dies an der Gürtelfarbe, die immer dunkler geworden ist bis zu einem schwarzen Gürtel. Er denkt nicht mehr nur an sich. Der eventuelle Meister ist aufmerksam, höflich, bescheiden, obwohl er ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und Ehrgefühl entwickelt hat. Dieser Sportler ist nun lehrbefähigt und kann als Vorbild für seine Mitmenschen dienen.

Es ist also sehr wichtig, das die Grundidee des „Do“ nicht verloren geht. Nicht nur Fuß- und Handtechniken zu lernen, sondern die geistige Komponente zu berücksichtigen.

Ohne die Beachtung dieser Grundidee, Geist und Körper gleichzeitig und gleichmäßig zu schulen, führt Taekwon-Do zu einem gefährlichen, schlechten Lebensweg und einer bösartigen Kunst.

General Choi Hong-Hi hat folgende fünf zu erreichenden Ziele beim Taekwon-Do definiert:

  • Höflichkeit
  • Integrität
  • Durchhaltevermögen
  • Selbstdisziplin
  • Unbezwinglichkeit

Höflichkeit:
Man soll höflich zueinander sein, sich seiner eigenen Fehler bewusst sein und nicht über die Fehler anderer lachen.

Integrität:
Man muss Recht und Unrecht unterscheiden können und eigene Fehler offen zugeben können.

Durchhaltevermögen:
Man muss sich ein Ziel setzen und dieses mit Beständigkeit (Geduld) anstreben und jede Schwierigkeit durch Durchhaltevermögen überwinden.

Selbstdisziplin:
Der Verlust der eigenen Kontrolle kann z.B. im Kampf verhängnisvolle Folgen haben. Die mangelnde Fähigkeit im Rahmen des eigenen Könnens zu leben und zu handeln ist ebenfalls ein Beweis für fehlende Selbstdisziplin.

Unbezwinglichkeit:
Ein ernsthafter Schüler wird jederzeit bescheiden und ehrlich sein. Wenn er es mit Ungerechtigkeit zu tun hat, wird er ohne Furcht und ohne Zögern dem Gegner seinen unbezwinglichen Kampfgeist entgegenbringen.

choi

General a. D. Choi Hong Hi (09.11.1918 – 15.06.2002)

CHOI, HONG-HI wurde am 9. November 1918 im Gebiet des heutigen Nordkorea geboren. Schon im Alter von 12 Jahren wurde er wegen Aufwiegelung gegen die japanischen Behörden, die damals Korea besetzt hielten, aus der Schule ausgeschlossen. Deshalb schickte ihn sein Vater zu einem Privatlehrer, Herrn HAN, IL-DONG. Dieser war nicht nur einer der berühmtesten Lehrer der Kalligraphie (Schönschreibkunst), sondern auch ein Meister des Taek Kyon, der alten koreanschen Kunst des Fußkampfes. Aufgrund des schlechten gesundheitlichen Zustandes seines Schülers, drängte er Choi Hong-Hi dazu, Taek Kyon zu erlernen.
1938 wurde Choi zur Weiterbildung nach Japan gesandt. Dort erlernte er zusätzlich die japanische, kriegerische Kunst KARATE und erlangte nach zwei Jahren intensiven Trainings den schwarzen Gürtel I. Grades. Beim Ausbruch des II. Weltkrieges mußte sich Choi gegen seinen Willen zur japanischen Armee melden. Während seiner Stationierung in Pyongyang in Nordkorea wurde er als Organisator der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung, die als Studenten- und Soldatenbewegung von Pyongyang bekannt wurde, angeklagt und während der acht Monate vor seinem Prozeß in einem japanischen Gefängnis inhaftiert. Kampfkunst in der Zelle Um die Langeweile zu mildern und sich physisch fit zu halten, praktizierte er in seiner Zelle Taek Kyon und Karate. Innerhalb kurzer Zeit wurden sein Zellengenosse und der Gefängniswärter seine Schüler. Die Befreiung Koreas im August 1945 rettete Choi vor einer siebenjährigen Gefängnisstrafe. Daraufhin reiste er nach Seoul, wo er eine Soldaten- und Studentenpartei gründete. Im Januar 1946 wurde er als stellvertretender Leutnant in die neu gegründete koreanische Armee aufgenommen und bald darauf Kompaniechef des 4. Infantrieregiments in Kwang-Ju in der Cholla-Namdu Provinz. Dort begann er zunächst damit, seine Soldaten im KARATE zu unterrichten. Angetrieben durch seine nationale Gesinnung verschrieb er sein Leben aber den koreanischen kriegerischen Künsten. Er wollte eine eigene kriegerische Kunst entwickeln, die dem japanischen Karate in Psyche und Technik überlegen sei. Diese Aufgabe wurde sein Lebenswerk. In den folgenden Jahren entwickelte er neue Techniken, verbesserte die Taek Kyon- und ergänzte die Karatetechniken durch unzählige weitere. Parallel mit seiner steilen militärischen Kariere (1951 wurde er Brigadegeneral) wuchs sein Einfluß auf das Militär und so konnte er es durchsetzen, daß die von ihm entwickelte kriegerische Kunst in das Ausbildungsprogramm der Armee aufgenommen wurde.

Geschichte des Taekwon-Do

Der Ursprung der kriegerischen Künste

soobakgiObwohl der Ursprung der kriegerischen Künste nicht genau zu bestimmen ist, ist es eine Tatsache, dass Menschen immer ihre Hände und Füße für ihren (Selbst-) Schutz gegen Feinde und wilde Tiere verwendet haben. Einige der ältesten Aufzeichnungen (auf Pyramidenhieroglyphen) stammen aus Ägypten (ca. 4000 v. Chr.). Im europäischen Raum ergeben sich konkretere Hinweise aus Aufzeichnungen, die auf Kreta und in Griechenland gefunden wurden (Olympische Spiele der Antike – 8 Jhrd. v. Chr./z. B. Pankration = Allkampf). Im Asien finden sich Aufzeichnungen aus Indien, China, Japan und natürlich Korea. Daraus lässt sich ableiten, dass die Menschen ihre (Hand- und Fuß-) Techniken den Gegebenheiten ihrer Umwelt anpassten und unterschiedlich entwickelten.

Der Einfluss Chinas auf die Entwicklung Koreas

Geographisch gesehen grenzt die koreanische Halbinsel im Norden an China (Mandschurei). Durch Kolonianisierung um ca. 1200 v. Chr. bis zum Han-Fluss zeigt sich der Einfluss Chinas auf Choson (= Land der Morgenstille/alter Name Koreas) in den Bereichen Landwirtschaft (Reisanbau), Kriegsführung (Verwendung von Bronze und Eisen), Gesellschaftsstruktur, Religion, Sprache und Kultur. Dennoch wird die Bevölkerung nicht unterdrückt, sondern hat ihre Freiheiten. Während dieser Zeit macht sie auch Bekanntschaft mit einer Form des chinesischen Hand- und Fußkampfes (Kwon-Bop/basierend auf Kung-Fu). Obwohl die koreanische Bevölkerung durch den chinesischen Einfluss die Bekanntschaft mit Waffen macht, entwickelt sie eigene Systeme wie Ringen und Handkampf, um sich gegen Feinde und Tiere zu verteidigen. Archäologische Funde (z. B. Wandbilder in einigen königlichen Gräbern der Koguryo-Dynastie – siehe Bild) könnten einen Hinweis auf die Körper-Position einer kriegerischen Kunst darstellen, die ein Vorläufer des Taekwon-Do sein könnte.

Die Zeit der drei Königreiche

Shilla (57 v. Chr. – 936 n. Chr.), im Südosten der Halbinsel gelegen und durch Gebirgsketten von seinem westlichen Nachbarn Paekche (18 v. Chr. – 660 n. Chr.) getrennt, war das kleinste der drei Königreiche. Es entwickelte sich durch die räumliche Trennung anders, als die Nachbarn im Westen bzw. Norden.
Der Reichtum Shillas basierte auf der Landwirtschaft. Zudem gab es kaum Bedrohungen durch Überfälle. Deswegen stand nicht der kriegerische, sondern zunächst der landwirtschaftliche Aspekt im Vordergrund.
Koguryo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.), im Norden gelegen, war wegen seiner Nähe zu China und der veränderten Kolonialpolitik (Expansion) des chinesischen Volkes in zahlreiche Kämpfe um die Unabhängigkeit verstrickt. Diese Tatsache prägte auch die Menschen, die für ihren Mut und ihre kriegerischen Künste (Subak) bekannt wurden. In einer speziellen „Kriegerorganisation = Sonbae“ wurden die Mitglieder zu ausgezeichneten Kampfkünstlern ausgebildet.
Paekche hatte freundschaftliche Beziehungen zu den chinesischen Kolonialmächten., wodurch auch seine kulturelle Entwicklung geprägt wurde. Paekche wiederum hatte Einfluss auf die japanische Kultur (konfuzianistische Ideale) und brachte durch Einwanderer auch Subak nach Japan.

Die Vereinigung der koreanischen Halbinsel

Geprägt durch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit seinen nördlichen Nachbarn und bestrebt, die Landesgrenzen zu erweitern, erreichten die Expansionsbemühungen Koguryos im 5. und 6. Jhrd. n. Chr. ihren Höhepunkt. Dabei wurde nicht nur China militärisch bedroht, sondern auch das kleine, südlich gelegene Shilla. Um sich gegen diese Übergriffe zur Wehr setzen zu können, wurden in Shilla die kriegerischen Künste (Subak = Handkampf und Taekkyon = Fußkampf) besonders gefördert. Zur Verteidigung des Landes wurde die Jugendorganisation „Hwarang-Do“ gegründet, in die nur ausgezeichnete Kampfkünstler Aufnahme fanden. Als der große Staatsführer von Koguryo, Yon Gae Somoon starb, verbündete sich Shilla mit der chinesischen Tang-Dynastie. Diese Allianz vernichtete Paekche (660 n. Chr.) und Koguryo (668 n. Chr.) und es kam zur Vereinigung der koreanischen Halbinsel unter der Regierung des Shilla-Reiches. Einer der leitenden Generäle war Kim Yoo Sin, ein Hwarang-Krieger. Shilla musste allerdings nördliche Gebiete des ehemaligen Koguryo an die Tang-Dynastie abgeben.

Die Bedeutung der Hwarang-Do Jugendorganisation für die Entwicklung der Kampfkünste

Wie bereits erwähnt, hatte die Jugendorganisation Hwarang-Do (= Weg der „Blumenjugend“) einen maßgeblichen Anteil an der Vereinigung der drei Königreiche. Ursprünglich wurden die jugendlichen Mitglieder im Bogenschießen und kulturellen Dingen wie Lesen, Schreiben und Ethik unterrichtet. Bedingt durch die Expansionspolitik angrenzender Staaten und die damit verbundenen militärischen Auseinandersetzungen wurden aber auch kriegerische Künste wie Reiten, Schwimmen, Jagd, Ringkampf, Fußkampf (Taek Kyon) und Handkampf (Soo Bak-Gi) erlernt. Während der zweimal im Jahr statt-findenden Jagdfeste wurden die Sieger besonders geehrt und erhielten den Titel „Sonbe“. Sie sollten als neue Anführer im Krieg fungieren und erreichten oftmals den Rang eines Generals (siehe Kim Yoo Sin). Offensichtlich haben die Hwarang-Krieger dem Fußkampf zu neuer Blüte verholfen, indem sie ihn kampftauglich machten und ebenso den ursprünglich primitiven Handkampf (Soo Bak Gi) verfeinert.
Einige Historiker sind der Ansicht, dass die Hwarang-Krieger die Vorläufer der japanischen Samurei-Krieger waren.

Soo bak Gi und Taek Kyon in der Koryo-Dynastie (935 – 1392 n. Chr.)

Soo Bak Gi spielte eine bedeutende Rolle in der Koryo-Dynastie und wurde zum Nationalsport. Nicht nur das gemeine Volk sondern selbst der König hatte großes Interesse an dieser Art des unbewaffneten Kampfes und ließ jährlich im Mai einen Wettkampf abhalten. Die Sieger wurden mit einem bedeutenden Regierungsposten belohnt. Der König verpflichtete auch alle Soldaten, an diesen Wettkämpfen teilzunehmen. Taek Kyon war gewissermaßen der Vorgänger des Soo Bak Gi. Es war ein Kampfkunstsystem der sehr „harten Art“ und bestand hauptsächlich aus Fußtechniken. Es wurde vornehmlich von Soldaten ausgeübt und für Zivilisten sogar verboten. Sie übten es nur noch unter strenger Geheimhaltung aus.

Die Joseon- oder Yi-Dynastie (1392 – 1910)

Eine anti-militärische Einstellung in der Yi-Dynastie führte einerseits zur zivilen Aufklärung, sie kennzeichnete aber auch andererseits den Niedergang der kriegerischen Künste in Korea. Soo Bak-Gi und Taek Kyon wurden nur noch von einzelnen Lehrern oder in Familienclans vom Vater an den Sohn weitergegeben. Han Kyo erforschte während der Herrschaft des Königs Sunjo (1567 – 1608) die kriegerischen Künste und stellte ein Buch mit über 70 Techniken zusammen, um sich gegen Feinde zu verteidigen. Dieses Buch stellt möglicherweise die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über das Training der kriegerischen Künste dar.

Die Vernachlässigung der Künste in militärischen Kreisen führte zu einer erheblichen Schwächung des Verteidigungspotenzials und hatte ernsthafte Auswirkungen. Korea wurde zum Spielball der angrenzenden Machthaber. Japan nutzte 1592 die Gelegenheit der leistungsschwachen koreanischen Armee und eroberte innerhalb kürzester Zeit den gesamten Südteil Koreas einschließlich der Städte Pusan und Seoul.
Koreanische Patrioten wollten sich mit dieser Invasion aber nicht abfinden und begannen, die ihnen noch immer bekannten und geläufigen Künste in einem Krieg der Bandenstrategie einzusetzen, der schließlich dazu führte, dass sich die Japaner nach Süden zurückziehen mussten. Der bekannteste unter ihnen, Yi Sun Sin entwickelte ein „Schildkrötenschiff“ (mit Eisenplatten verkleidetes Schiff), mit dessen Rammsporn er viele japanische Schiffe versenkte. Diese waren schließlich nach sieben Jahren dazu gezwungen, ihre Invasion aufzugeben. Nach Beendigung des Krieges verstärkte die königliche Regierung die Bemühungen, das Militär wieder aufzubauen und den kriegerischen Künsten erneut mehr Beachtung zu schenken. 1790 gab König T’aejo ein amtliches Lehrbuch in Auftrag, welches die koreanischen kriegerischen Künste zusammenfassen sollte. Das „Muyedobo-Tongji“ gilt heute als deren Klassiker.
Es beinhaltet viele Einzelheiten des kriegerischen Trainings, erklärt die korrekte Ausrüstung und beschreibt verschiedene Formen des Handkampfes. Des Weiteren beschreibt es die Vorteile des Taek Kyon, den Körper, Arme und Beine zu trainieren, um jeder kritischen Situation gewachsen zu sein. Das Buch war ein wichtiger Faktor, Taek Kyon am Leben zu erhalten. Am 22.08.1910 wurde Korea durch Japan besetzt und die Ausübung der koreanischen kriegerischen Künste unter Strafe gestellt.

Die kriegerischen Künste während der Zeit der japanischen Besatzung (1910 – 1945)

Während der Zeit der japanischen Besatzung war die Ausübung der koreanischen kriegerischen Künste verboten und viele Koreaner hatten auch das Interesse daran verloren. Die wenigen Personen, die die Künste noch praktizierten, waren dazu gezwungen, dies im Geheimen zu tun. Damit war die Anzahl ihrer Schüler auch sehr stark begrenzt. Gleichzeitig gingen etliche Koreaner zur Fortbildung nach Japan oder China. Nach Beendigung der japanischen Besatzung kehrten viele Exil-Koreaner mit Kenntnissen in Judo, Karate und anderen Kampfkünsten in ihre Heimat zurück. Zur Bildung neuer koreanischer Kampfkünste kombinierten sie ihre Kenntnisse der Handtechniken aus China, Japan und Okinawa mit den Fußtechniken des Taek Kyon.

Die Entwicklung der koreanischen Schulen (Kwans) nach der Befreiung Koreas

Abhängig von den eigenen Vorkenntnissen und der Zielsetzung wurden nach 1945 die fünf bedeutensten Schulen (= Kwans) gegründet. Diese waren:

Chung Do Kwan (Begründer: Lee Won Kuk/gegr. 1945), Stilrichtung: Tang Soo Do (die ersten Schwarzgurte waren: Nam Tae Hi, Han Cha Kyo, Jhoon Rhee/vergleiche ITF)
2. Ji Do Kwan (Begründer: Chun Sang Sup/gegr. 1945), Stilrichtung: Kong Soo Do
Moo Duk Kwan (Begründer: Hwang Kee/gegr. 1945), Stilrichtung: Tang Soo Do Chang Moo Kwan (Begründer: Yoon Byung In/gegr. 1946), Stilrichtung: Kwon Bup Bu 5. Song Moo Kwan (Begründer: Ro Byung Jik/gegr. 1946), Stilrichtung: Karate

Aus diesen Schulen entwickelten sich unzählige Splittergruppen (in den 50iger Jahren gab es ca. 40 Gruppen), von denen Oh Do Kwan (Begründer: General Choi Hong-Hi und Nam Tae Hi/ gegr. 1953, Stilrichtung: Karate und Tang Soo Do), Jung Do Kwan (Begründer: Lee Wong Woo/gegr.1954, Stilrichtung: Tang So Doo), Han Moo Kwan (Begründer: Lee Kyo Yoon/gegr. 1956, Stilrichtung: Tang Soo Do) und Kang Duk Won (Begründer: Hong Jong Pyo und Park Chul Hee/gegr. 1956, Stilrichtung: Kwon Bup Bu) als bedeutende zu nennen sind. Revolutioniert wurde die koreanische Kampfkunstszene aber durch den Oh Do Kwan Begründer General Choi Hong-Hi.

General Choi und Oh Do Kwan

Choi, Hong-Hi hatte schon zu Beginn seiner militärischen Karriere (1946) damit begonnen, seine Soldaten im Karate zu unterrichten. Allerdings wollte er eine Kampfkunst entwickeln, die sich vom Karate unterschied und diesem überlegen sei.
Mit Hilfe von Nam, Tae-Hi, der beim Militär Tang Soo Do lehrte, begann er, aus Taek Kyon, Tang Soo Do und Karate eine neues System zu entwickeln. Nam stellte auch die Verbindung zum Chung Do Kwan her (damals die größte zivile Schule), von der viele Instruktoren, die nach dem Koreakrieg im Militär dienten, zum Oh Do Kwan wechselten.

1952, während des Höhepunktes des Koreakrieges, beobachtete der koreanische Präsident Rhee Seung Man eine Demonstration koreanischer Meister der führenden Kwans (u.a. Nam Tae Hi, der mit einem Fauststoß 13 Dachziegel zertrümmerte) und war dermaßen begeistert, dass er General Choi den Auftrag gab, die koreanischen Kampfkünste offiziell in das Ausbildungsprogramm des Militärs aufzunehmen.

1953 war die Entwicklung der neuen Kampfkunst dermaßen weit fortgeschritten, dass Choi, Hong-Hi und Nam, Tae-Hi die Oh Do Kwan (Trainingshalle meines Weges) gründeten, welche zunächst nur auf das Militär begrenzt war.

(Anmerkung: Die Dan-Graduierungen der (zivilen) Chung Do Kwan wurde durch die (militärische) Oh Do Kwan anerkannt. Die Instruktoren der anderen zivilen Schulen mussten sich einer erneuten Prüfung unterziehen, um ihren Dan-Grad anerkannt zu bekommen. Dies führte zu Schwierigkeiten in den Beziehungen der Oh Do Kwan zu den anderen zivilen Schulen).

Ende 1953 kam es gewissermaßen zu einer Verschmelzung von Chung Do Kwan und Oh Do Kwan und General Choi leitete auch diese größte zivile Schule (Chung Do Kwan).

Die Namensgebung „Taekwon-Do“ für die neue Kampfkunst

Die Mehrheit der zivilen Schulen betrachteten diese Entwicklung mit Sorge, da sie in der neuen Schule eine mächtige Konkurrenz befürchteten. Deswegen einigten sie sich 1953 darauf, zu ihrem gemeinsamen Vorteil den koreanischen Kampfkünsten den einheitlichen Namen Tae Soo Do zu geben.

Begünstigt durch seinen hohen militärischen Rang hatte General Choi aber genügend Macht, die Kampfkunstszene zu beeinflussen. Er berief einen Namensgebungsausschuss ein, der aus führenden Instruktoren, Historikern und prominenten Vertretern der Gesellschaft bestand und am 11.04.1955 einigte man sich auf den von ihm vorgschlagenen Namen Tae Kwon-Do.
Von diesem Zeitpunkt an ersetzte der neue Name alle anderen Bezeichnungen und es wurde offiziell, auch in den zivilen Schulen, nur noch nach dem neuen System unterrichtet.

Die Gründung der ersten Organisationen

Dadurch, dass an der Namensgebung hauptsächlich die Vertreter der beiden größten Schulen ( Chung Do Kwan und Oh Do Kwan) teilnahmen, fühlten sich die Meister der anderen Stilrichtungen nicht dazu verpflichtet, das neue System zu unterrichten. Sie fühlten sich noch der Korea Kong Soo Do Association verbunden, die während des Korea-Krieges gegründet worden war. Persönliche Animositäten der Meister untereinander führten aber dazu, dass der Versuch, die verschiedenen Stilrichtungen unter Korea Kong Soo Do Association zu vereinigen, fehlschlugen. Hwang Kee, der erste Präsident der Korea Kong Soo Do Association, der den Verband deswegen verlassen hatte, weil er nicht für das Prüfungskomitee berücksichtigt worden war, gründete kurze Zeit später die Korea Tang Soo Do Association und wollte Mitglied der Korea Amateur Sports Association werden. Seine Bemühungen scheiterten allerdings an dem Widerspruch von Yoon Kwe Byung (Ji Do Kwan) und Ro Byung Jik (Song Moo Kwan).

Die Korea Taekwon-Do Association (KTA, gegr. 1959)

Die Uneinigkeit und die persönlichen Differenzen machte sich General Hong-Hi Choi zunutze. Er machte seinen Einfluss auf das Ministerium für Erziehung und die Korea Amateur Sports Association geltend und gründete 1959 die KTA.
General Choi gelang es nunmehr, auch die Meister der anderen Stilrichtungen zu dieser Gründungsversammlung zu bewegen. Gleichwohl gab es von Beginn an Unstimmigkeiten über die Namensgebung. Die Mehrzahl der (kleineren) Kwans bestanden auf dem Namen Tang Soo Do, aber die beiden größten Schulen und General Choi selbst setzen den Namen Korea Taekwon-Do Association durch.

Präsident: Hong Hi Choi (Oh Do Kwan)
Vize-Präsident: Bu Hwe Jang (Song Moo Kwan)
Vize-Präsident: Ro Byung Jik (Song Moo Kwan)
Vize-Präsident: Yoon Kwe Byung (Ji Do Kwan)
Director: Hwang Kee (Moo Duk Kwan)

und weitere Vertreter von Chung Do Kwan.

Die KTA bestand nur bis April 1960 und brach dann auseinander. Hwang Kee nutzte die Gelegenheit und gründete die Korea Soo Bahk Do Association. Mit der Hilfe eines einflussreichen Politikers gelang es ihm, die Mitgliedschaft in der Korea Amateur Sports Association zu erreichen. Die Mitglieder der KTA erhoben gegen die Anerkennung Widerspruch und waren erfolgreich, weil nicht zwei unterschiedliche Verbände für einen Sport anerkannt werden konnten.

Der Militärpusch von Park Chung Hee am 16.05.1961

Der Militärputsch von Park Chung Hee beeinflusste alle Aspekte des koreanischen Lebens. Taekwon-Do war hier keine Ausnahme. (Anmerkung: Für General Choi endete die militärische Karriere abruppt und er wurde als Botschafter nach Malaysia gesandt).
Das Ministerium für Erziehung drängte nunmehr darauf, Taekwon-Do wieder zu registrieren.Aber auch die Sitzung am 12.07.1961 führte wegen der vielen Meinungsverschiedenheiten zu keinem Ergebnis. Eine Lösung des Problems sollte dann endlich durch eine „Vereinigungskonferenz“ gefunden werden. Mehrere Treffen fanden statt und schließlich wurde, trotz Widerstandes Nam Tae Hi’s, am 22.09.1961 die Korea Taesoo-Do Association gegründet. Der erste Präsident wurde Choi Myung Shin.

Die Gründung der International Taekwon-Do Federation (ITF, gegr. 22.03.1966)

Nach seiner Rückkehr aus Malaysia beschwerte sich General Choi darüber, dass der Name Taekwon-Do in Taesoo-Do verändert worden war. Er unternahm jegliche Anstrengungen (sein Einfluss auf viele Lebensbereiche in Korea war immer noch sehr groß), um Taekwon-Do wieder zu etablieren. Im Januar 1965 wurde er der dritte Präsident der Korea Taesoo-Do Association und löste Park Jung Tae ab. Nach langem hin und her und vielen Diskussionen änderte Choi den Namen des Verbandes wieder in Taekwon-Do. Dies wiederum brachte ihm die Feindselikeit vieler Mitglieder ein. Nach einem Jahr wurde Choi dazu gedrängt, den Vorsitz des Verbandes abzugeben, weil ihm nur noch wenige Mitglieder folgen wollten. Schließlich gab General Choi nach. Um nicht zum Spielball des Putschisten Park zu werden und seine Idee eines internationalen Taekwon-Do Verbandes zu verwirklichen, berief er eine Gründungsversammlung ein.

Am 22.03.1966 wurde im Choson Hotel in Seoul die International Taekwon-Do Federation (ITF) gegründet. Gründungsmitglieder waren: Arabische Emirate, Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika, Vietnam und West-Deutschland.

General Choi Hong-Hi wurde der erste Präsident der ITF und blieb dies bis zu seinem Tod am 15. Juni 2002.

Die Gründung der World Taekwondo Federation (WTF, gegr. 28.05.1973)

Im Januar 1967 wurde Kim Yong Chae der fünfte Präsident der KTA. Es waren seine Verdienste, dass das Wettkampfwesen weiter entwickelt wurde, dass KTA Instruktoren in fremde Länder gesendet wurden und dass ein Hauptdojang gegründet wurde, aus dem später das Gebäude des Kukkiwon entstand. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Kim Yong Chae die Hauptarbeit für das Kukkiwon leistete, aber Kim Un Yong die Verdienste dafür zugesprochen bekam. Am 23.Januar 1971 wurde Kim Un Yong zum Präsidenten der KTA gewählt. Park Chung Hee bestimmte den Namen „Kukki-Taekwondo“, welches als Koreas Nationalsport verkündet wurde. Am 30.11.1972 wurde das Kukkiwon eröffnet und im Mai 1973 wurde die erste WTF-TKD-WM dort ausgerichet. Am letzten Tag der Veranstaltung wurde die WTF gegründet.

Die weitere Entwicklung der ITF

Am 03.01.1972 verließ Choi Korea um nach Kanada auszuwandern. Den Sitz der ITF verlegte er nach Toronto, wo er fortan wohnte. Am 4. und 5. Oktober 1974 wurde die erste ITF-TKD-WM in Montreal ausgerichtet. Im Frühjahr 1985 wurde der Sitz der ITF nach Wien verlegt und im selben Jahr wurde das 15-bändige Taekwon-Do Lexikon veröffentlicht. In den Jahren danach verbreitete Choi Hong-Hi sein Taekwon-Do in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion, Japan, und China. Dass er auch nach Nordkorea ging, um Taekwon-Do zu verbreiten, hat ihm sehr viel Kritik eingebracht. Am 15.06.2002 verstarb General Choi Hong-Hi nach langer, schwerer Krankheit mit 83 Jahren in einem Krankenhaus in Pyongyang.  (Paul Weiler)

Anmerkung:

Die von mir zusammengestellte „Geschichte des Taekwon-Do“ basiert auf der nachfolgend aufgeführten Literatur:

1. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do – Die koreanische Kunst der Selbstverteidigung
Erste Deutsche Ausgabe, 2003

2. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do and I
The memoirs of Choi Hong-Hi, the founder of Taekwon-Do, Band 1
Toronto, 2000

3. Choi, Hong-Hi: Taekwon-Do and I
The memoirs of Choi Hong-Hi, the founder of Taekwon-Do, Band 2
Toronto, 2000

4. Burdick, Dakin: People and Events of Taekwondo’s Formative Years
Internet: www.indiana.edu, 1996

5. Jung, Koo-Chul: Erziehung und Sport in Korea im Kreuzpunkt
fremder Kulturen und Mächte
Sport und Buch Strauß, Köln 1996

6. Won Sik Kang,
Kyong Myong Lee: Modern History of Taekwon-Do
Internet: www.martialartsresource.com

Die Geschichte des ITF Taekwon-Do in Deutschland

Der „gemeinsame“ Weg
Im Jahre 1965 besuchte ein koreanisches Demonstrationsteam unter der Leitung des höchsten Dan-Trägers und Vaters des Taekwon-Do, Choi Hong-Hi, Afrika, den vorderen Orient und Europa. Im Oktober des Jahres gelangte dieses Team auch nach Deutschland und zeigte Vorführungen in Frankfurt, Garmisch, München und Berlin. Mitglieder dieses Teams waren:

HAN, CHA-KYO 6. Dan (später USA)
KUM, JUN-KUN 5. Dan
KWON, JAE-HWA 5. Dan (später Bundestrainer in Deutschland)
PARK, JONG-SOO 5. Dan (später Nationaltrainer in Holland)

In der Folgezeit entwickelte sich das TKD in erster Linie in den Schulen und Vereinen, die hauptsächlich durch koreanische Trainer geleitet wurden.
(Anmerkung: Es gab zwar schon vorher koreanische Trainer in Deutschland, die TKD in kleineren Kreisen bekannt gemacht hatten (z. B. im Ruhrgebiet), aber der richtige Aufschwung gelang dem TKD erst nach den Vorführungen des Demonstrationsteams)

So begann z. B. Kwon Jae Hwa am 01.05.1966 in der Kampfsportschule von Carl-Wiedmeier (München) TKD zu unterrichten. Kwon Jae Hwa arbeitete zu dieser Zeit eng mit der ITF zusammen und hat sich vor allem im süddeutschen Raum große Verdienste um das Taekwon-Do erworben.

Anfängliche Wettkämpfe organisierten die Schulen und Vereine untereinander. Erst 1967 wurde der „Deutsche TKD Verband“ gegründet und im gleichen Jahr kam es zur Ausrichtung der 1. Deutschen TKD-Meisterschaft. 1968 wurde mit dem „Südwestdeutschen TKD Verband“ ein weiterer Verband gegründet, der sich noch im gleichen Jahr dem Deutschen Judo Bund (DJB) anschloss und ebenfalls eine „Deutsche Meisterschaft“ ausrichtete. Die vorbezeichnete Uneinigkeit wurde leider über viele Jahre Richtung weisend für das TKD in Deutschland. Die nachfolgenden Jahre mussten Aufschluss darüber geben, welche der Organisationen sich in der Zukunft würde behaupten können. Die Sektion TKD im DJB hatte dabei den Vorteil, dass sie von der Organisationsstruktur des DJB profitieren konnte und sich Kwon Jae Hwa, nachdem er nicht mehr mit Carl Wiedmeier zusammenarbeitete, der TKD Sektion anschloss.
Am 29.10.1971 wurde Heinz Marx Bundesvorsitzender der Sektion TKD. Einen Tag später wurde Kim Kwang II als 1. Bundestrainer seines Amtes enthoben, und Kwon Jae Hwa sein Nachfolger. Im Februar des folgenden Jahres besuchte Choi Hong Hi die Sektion und erinnerte an das Abkommen „über freundschaftliche Zusammenarbeit auf internationaler Ebene“ aus dem Jahre 1968. Heinz Marx ging aber keine weitere Verpflichtung gegenüber der ITF ein.

Nachdem Kwon Jae Hwa im folgenden Jahr Deutschland in Richtung USA verlassen hatte und Heinz Marx „Executive Member“ der neu gegründeten WTF wurde (28.05.1973), war der „Bruch“ mit der ITF perfekt.

Der Weg der ITF in Deutschland

Parallel zu der TKD Sektion im DJB existierten enorm viele Schulen und Vereine, die von Beginn an über ihre koreanischen Instruktoren mit der ITF zusammenarbeiteten. Der vernünftige Aufbau einer ITF-Organisation in Deutschland scheiterte aber an vielen Faktoren, die von persönlichen Differenzen bis hin zu Unterschlagungen geprägt waren.

Selbst für Großmeister Choi Hong-Hi müssen diese Missstände zuviel gworden sein, denn er forderte bei einem Besuch in Deutschland 1982, dass der nationale Verband in Deutschland von einem deutschen Vorstand geleitet werden sollte.

1981 wurde die ITF-Germany, wie sie damals hieß, durch einen Umstand nochmals erheblich geschwächt: Eine Anzahl koreanischer Instruktoren, die bis dahin mit der ITF zusammengearbeitet hatten, gründeten mit ihren Schulen und den von ihnen ausgebildeten Schülern, die ebenfalls in Schulen und Vereinen als Trainer arbeiteten, den Deutschen TKD Bund (DTB), um sowohl von der ITF als auch von der WTF unabhängig zu sein.

Die Jahre 1982-1989

Im August 1982 wurde die ITF-Deutschland, mit Sitz in Kassel, gegründet. Dort wohnte der einzig verbliebene koreanische Trainer, der die Verbindung zur ITF aufrechterhielt. Er war der technische Direktor der ITF-D und gleichzeitig der Vorsitzende des Disziplinarausschuss im Weltverband. Anfänglich sah es so aus, als sollte sich die ITF-Deutschland (ITF-D) von dem „Aderlass“ im Jahre 1981 wieder erholen. Es wurden aber erneut zu viele Fehler gemacht und der Verband dermaßen heruntergewirtschaftet, dass er Ende 1988 kurz vor der Auflösung stand. Im Dezember trafen sich die wenigen noch verbliebenen Vereine, um über die Zukunft der ITF-D zu sprechen. Es wurde ein Konzept erarbeitet, wie der Verband zu retten sei. Am 16.04.1989 kam es zu Vorstandsneuwahlen und Paul Weiler wurde einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Mit dem neuen Vorstand und der Verlegung des Sitzes von Kassel nach Köln, konnte die Arbeit beginnen.

Die ITF seit 1989

Die größte Schwierigkeit des Neuaufbaus bestand darin, verlorengegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Zu oft waren die Trainer und Schüler enttäuscht worden, und deswegen dementsprechend kritisch.

Demzufolge musste Leistung überzeugen, sowohl im organisatorischen als auch im technischen Bereich. Im Juli 1989 kehrte das Deutsche Nationalteam von den 13. Weltspielen der Jugend und Studenten bereits mit beachtlichen Erfolgen zurück und die Mitgliederzahlen stiegen wieder kontinuierlich an. Dieser Trend setzt sich immer noch fort. Erfolge bringen jedoch auch Neider, und diese versuchten, die ITF-Deutschland mit heftigen Störmanövern aller Art von ihrem neuen Kurs abzubringen. Dass dieses nicht gelang, ist u. a. auch auf die TKD-Tugend des Durchhaltevermögens und auf die geleistete Arbeit zurück zu führen.

Die ITF-Deutschland hat mittlerweile ca. 5.000 Mitglieder (nur der polnische Verband hat in Europa mehr Mitglieder). Die sportlichen Erfolge (Teil 6) zeigen, dass die ITF-D International immer vorne dabei war (seit 1989 waren die Teams der ITF-D stets auf Medaillenrängen!), und organisatorisch hat die ITF-D ebenfalls große Erfahrungen gesammelt und Fortschritte erzielt.

Diese gipfeln in der Ausrichtung der diesjährigen 14. ITF-Taekwon-Do Weltmeisterschaft in Dortmund, vom 28.07.2005 – 31.07.2005.
Damit wird erstmalig in der Geschichte der ITF die WM´in Deutschland ausgetragen, und zwar 40 Jahre, nachdem das erste ITF-Demo-Team unter der Leitung von General Choi nach Deutschland kam (siehe oben) und 50 Jahre nach der Namensgebung Taekwon-Do durch den Begründer Choi Hong Hi am 11.04.1955.  (Paul Weiler)

Kampfkunst und Millitär

ausschussDie Kampfkunst verbreitete sich in der Folgezeit unter dem neuen Namen Taekwon-Do schnell im ganzen Land. 1959 bereiste Choi, Hong-Hi mit einem 19-köpfigen Demonstrationsteam den fernen Osten, um auch außerhalb Koreas TKD zu verbreiten.Diese Reise wurde zu einem überwältigenden Erfolg, sowohl im Ausland als auch in Korea selbst. Mit immer neu zusammengestellten Teams bereiste er in den folgenden Jahren Amerika, Europa, den nahen und den mittleren Osten, und viele Mitglieder dieser Teams blieben anschließend in den besuchten Ländern, um TKD zu verbreiten und neue Landesverbände zu gründen. Am 22. März 1966 wurde in Seoul die INTERNATIONAL TAEKWON-DO FEDERATION (ITF) gegründet. Gründungsmitglieder waren die Landesverbände Arabien, Deutschland, Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, USA und Vietnam. Choi, Hong-Hi wurde der erste Präsident der ITF und hat dieses Amt heute noch inne. In den nachfolgenden Jahren kamen zahlreiche neue Landesverbände hinzu. Zur Zeit gehören der ITF über 100 Landesverbände an, und die Zahl der Schüler geht in die Millionen. Zwei Jahre, nachdem die ITF ihren Hauptsitz nach Toronto verlegt hatte (1972), wurde die erste ITF-TKD-WM durchgeführt. Seit 1983 befindet sich das Hauptbüro in Wien. (Paul Weiler)

Philosophie

Als General Choi Hong Hi das Taekwon-Do entwickelte, stellte er an die neue Kampfkunst hohe moralische und philosophische Anforderungen. Als Soldat erkannte er schnell, dass der Kampf der beste ist, welcher sich vermeiden lässt. So wurde der Endzweck des Taekwon-Do dahingehend definiert, den Kampf auszurotten. Um zu verstehen was zunächst so paradox klingt, muss man unter dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung Koreas sehen. In der Geschichte Koreas, und natürlich nicht nur dort, wurden stets die Schwächeren durch die Stärkeren unterdrückt. Will man diese Unterdrückung vermeiden, so muss der Schwächere durch eine Kraft gestärkt werden, die zumindest den Stärkeren in seinen Handlungen einschränkt. Beim Taekwon-Do wird diese Kraft auf das Ziel ausgerichtet, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Moral, Weisheit und Glauben auszubilden. Dies soll mit dazu beitragen, eine bessere und vor allem friedlichere Welt zu erschaffen. In den letzten Jahren konnte man eine Verrohung der Gesellschaft beobachten, die einen Verlust der Moral in allen Schichten der Gesellschaft erkennen lässt, insbesondere unter jungen Menschen. Anstatt ihre enormen Potenziale in konstruktive Kanäle zu lenken, schlagen sie in blinder Wut um sich, zerstören anstatt aufzubauen, laufen einfach davon, indem sie sich durch Drogen in eine Phantasiewelt flüchten und sich somit isolieren. Gründe hierfür liefern Psychologen und Psychoanalytiker. Diese führen an, dass ein Gefühl der Enttäuschung und damit verbunden mit fehlenden Zielen zu einer Ernüchterung einer Bevölkerungsgruppe geführt haben. Diese in die irre geleiteten Menschen leben in einer Welt, die sie für trügerisch, materialistisch, und absurd halten und in der Kriege, Rassenhass und Dekadenz vorherrschen. Sie suchen eigentlich nach Werten, die für sie einen Sinn ergeben. Beobachtet man die Welt um sich herum, könnte man tatsächlich glauben, man lebt in einer Welt in der Korruption vorherrscht. Das ist in einer modernen Zivilisation allein mit dem täglichen Kampf ums Überleben nicht mehr erklärbar, sondern resultiert vielmehr daher, dass unsere sogenannte „zivilisierte“ Welt sich übermäßig entwickelt hat, zu materialistisch und zu wissenschaftsorientiert geworden ist. Während ersteres junge Menschen in einen ausgeprägten Egoismus und Materialismus führt, erfüllt letzteres viele Menschen mit Furcht, obgleich die Wissenschaft viel Gutes für die Menschheit bringt. Es stellt sich dabei zwangsläufig die Frage, auf welchen Wegen Abhilfe möglich ist. Ein Weg von vielen wäre es sicherlich die Entwicklung der moralischen Kultur zu Fördern. Hiermit ist gemeint, dass der Mensch sich als Herr der Schöpfung verstehen und fühlen muss. Dieses Bewusstsein muss ausreichend stark entwickelt sein, um ihm Dominanz über die Entwicklung der materiellen und wissenschaftlichen Aspekte der Zivilisation zu verleihen, oder es ihm wenigstens gestatten mit ihr Schritt zu halten, kurz um: Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl müssen gefördert werden. Taekwon-Do als Kampfkunst zielt hierbei nicht nur auf eine bestimmte Denkweise ab, sondern es ist vielmehr ein Lebensstil. Taekwon-Do ist darauf ausgerichtet, ein Moralgefühl zu vermitteln und den Sinn für Gerechtigkeit zu schärfen. Es ist eines der besten Mittel zur Entstehung und Verbesserung von Gefühlen und Wahrnehmungen, sowie psychologischer Eigenschaften, die es jüngeren Menschen unabhängig von Alter, gesellschaftlicher Stellung und Geschlecht gestatten, die an sie gestellten gesellschaftlichen Anforderungen zu erfüllen und aktiv mitzugestalten. Taekwon-Do erreicht diese Ziele, weil im Gegensatz zu vielen anderen Kampfsportarten jede Technik für einen bestimmten Zweck unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt worden ist. Somit ist jede zum Taekwon-Do gehörende Technik stets erklärbar und somit leicht nachvollziehbar. Ein guter Lehrer kann deshalb auch einem neuen Schüler schnell ein Erfolgsgefühl vermitteln. Durch das Wiederholen von Techniken erlernt man Geduld und Entschlossenheit, um jede Schwierigkeit zu überwinden. Die enorme Stärke, zu dessen der eigene Körper fähig ist, führt zu einem Gefühl, dass man jedem Gegner zu jeder Zeit an jedem beliebigen Ort entgegentreten kann. Durch den Freikampf erlernt man Bescheidenheit, Mut, Aufmerksamkeit sowie Präzision, Anpassungsfähigkeit und Selbst-beherrschung. Die Übungsfiguren (Tuls) vermitteln Flexibilität, Anmut, Gleichgewicht und Koordination. Die Grundübungen sollen die Präzision fördern und zum tieferen Verständnis der jeweiligen Methoden und Grundsätze führen. Somit wirkt sich das Taekwon-Do Training günstig auf jede bewusste und unbewusste Handlung eines Schülers aus. Für die irrgeleiteten, Unsicheren und physisch Schwachen kann Taekwon-Do unter Führung eines guten Lehrers zu einer Lebenshilfe werden. Ein Schüler der diese Kunst lieben lernt wird bald erkennen, dass er nur dann Ausgezeichnetes zu leisten imstande ist, wenn sich der Körper in einer erstklassigen Form befindet. Daher wird er es vermeiden, sein Training in irgendeiner Weise zu gefährden. Unter der strengen, freiwilligen Selbstdisziplin wird der Geist der Gemeinsamkeit und des gegenseitigen Ansehens gefördert. Abgesehen davon besteht bei vielen Menschen der Wunsch anerkannt und geführt zu werden. Diese Menschen sind vor allem daran interessiert, mit einer Gruppe oder einer Führungspersönlichkeit zusammenzugehen. Der Schüler, welcher seine Übungen ernst nimmt, wird ohne Schwierigkeiten von Gleichberechtigten und Vorgesetzten anerkannt. Der Einfluss der Lehrer und der höheren Gürtelgrade, sofern diese intelligent, gepflegt, höflich, bescheiden, selbstbewusst, klug und verständnisvoll sind, üben eine bestmögliche Beeinflussung auf den Schüler aus. In der spartanischen und gleichzeitig kameradschaftlichen Trainingsatmosphäre, die zum Taekwon-Do gehört, lernt man sich in den Übungsstunden zu verständigen, so dass Vorurteile von Rassenunterschieden ganz natürlich von selbst verschwinden. Somit hilft Taekwon-Do das Zusammenspiel verschiedener Rassen zu fördern und baut die oftmals unglückseligen Missverständnisse ab, die häufig zwischen den Menschen bestehen. Die Kunst des Taekwon-Do ist es das Durchhaltevermögen und die Konzentrationsfähigkeit zu schulen. Der Freikampf und das üben der Tuls helfen Stress abzubauen und Druck, der durch stundenlanges und hartes und langweiliges Studieren entsteht, abzubauen. Somit führt jede Trainingsstunde dazu, den Schüler aufnahmefähiger zu machen, den Verstand zu entspannen und dadurch seine Konzentration zu erhöhen. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene neigen nach stundenlangem Sitzen in Klassenzimmern, Vorlesungsräumen oder Arbeitsräumen dazu lethargisch und unkonzentriert zu werden. Der Taekwon-Do’in lernt in Pausen seinen Verstand zu entspannen und somit Hilfe zur Selbsthilfe zu erfahren. Mit neuer Kraft und Konzentration kann er dann jedes Hindernis aus dem Wege räumen. Nach längerem Training erfährt der Schüler dann einen tiefen Respekt für diese Kunst und ihre Möglichkeiten, er fördert somit seine Sensibilität und sein Vorstellungsvermögen. Der Schüler lernt, wie er seine Reserven bei minimalem Verlust an Energie konzentrieren kann indem er diese Grundsätze bei einem Angriff auf ein bestimmtes Ziel anwendet. Eine jede Generation hat ihre eigenen und selbstständigen Weltanschauungen, die zu einer für diese Generation typischen Philosophie und Moralkultur führt. Das Taekwon-Do möchte gleichzeitig die negativen Züge die dabei zwangsläufig entstehen, ausmerzen helfen. Dies ist der eigentliche Zweck dieser Kunst!